Lehrsaetze der Ontologie - Ueber Freiheit
1. Es gibt Materie (reines Sein) und es gibt das Nichts (reines Nichts oder reines Vakuum).
2. Materie besitzt Qualitaeten (raeumliche Lage, Ladung ...), wodurch sie a) fuer uns wahrnehmbar und b) eindeutig in ihrer Existenz festgelegt ist, d.h. es gibt nichts wahrnehmbar anderes, was an ihrer Stelle eindeutig existieren kann.
3. Materie ist im allgemeinen nicht-reflektiv (d.h. sich ihrer oder der Existenz von Anderem nicht bewusst)
4. Materie kann durch Selbstorganisation Strukturen bilden. Oft werden dabei andere Erscheinungen und Strukuren beiseitegedraengt, so dass selbstorganisierte Strukturen tendenziell haeufiger auftreten als andere.
5. Selbstorganisierte Strukturen koennen (fast) beliebig komplex sein.
6. Selbstorganisierte Strukturen koennen reflektiv sein und heissen dann Individuum und als Gesamtheiten Gesellschaft. Ich nenne sie SORS.
7. SORS entwickeln sich eigendynamisch in der Zeit (gemaess der nicht voellig festzulegenden Abfolge der in ihnen ablaufenden Reflektionen).
Ueber Geschichte und Arbeit
8. Reflektive Strukturen sind notwendig selbst-reflektiv (Cogito) und sich ihrer Endlichkeit, ihres Todes bewusst (phaenomenologisches Nichts).
9. Jede Reflektion (einer SORS) involviert (mindestens) eine Abstraktion und damit eine Bewegung zum Nichts (dialektisches Nichts), und diese Bewegung ist identisch mit der Verwendung von Verstandesbegriffen.
10. Verstandesbegriffe sind innere Zeichen. Dass sich fuer jeden von ihnen (aeussere) Zeichen definieren lassen, gehoert auch zu jener Bewegung.
11. Die Welt der Zeichen und Vorstellungen ist ein Kosmos, welcher nicht an oder fuer sich, sondern nur fuer uns existiert und, da wir uns mit ihrer Hilfe verstaendigen, das soziale System wesentlich konstituiert. Neben Wahrheit und Schoenheit gehoert auch und besonders die Luege zu diesem Kosmos.
12. Es gibt kein reines reflektives Sein, sondern jedes reflektive Sein existiert nur vor dem Hintergrund seiner (quasistabilen) Umgebung und im Bewusstsein des Anderen, mit dem es wechselwirkt (z.B. kommuniziert).
13. Das Sein ist daher frei, an aeussere Dinge heranzutreten und sie zu bearbeiten, aber nur soweit die Anderen und die (Klassen)gesellschaft es zulassen, und es kann auch niemals GANZ frei sein.
14. Das Sein impliziert nur das PRINZIP der Freiheit und keineswegs den emphatischen, sondern geradezu nur einen schlecht abstrakten Begriff davon.
Zusammenfassung
Ueber dem puren Sein der anorganischen Materie erheben sich die organische Materie und darueber die selbstreflektierende organische Materie. Alle drei sind den puren Seinszwaengen des physikalischen Kosmos unterworfen. Alle nutzen auch die Moeglichkeit der Selbstorganisation (oder, was aequivalent ist, die Existenz von stabilen oder quasistabilen Gleichgewichtszustaenden), die nach den Gesetzen und aeusseren Umstaenden zulaessig sind. Aeussere Umstaende U sind solche, wo die Materie gewissermassen ausser sich selbst tritt zu einer stabilen Umgebung U, und auf sich selbst konzentriert, zu einem selbstorganisierten Quasi-Gleichgewichtszustand G.
Woimmer Selbstorganisation auftritt, verdraengt sie unwillkuerlich andere Erscheinungen, welche daraufhin nur ein wahres Schattendasein fuehren. Beispiele dafuer sind die Atome (Elemente) und die Grossmolekuele der organischen Natur.
Unter gewissen, nur schwer genau festzulegenden Umstaenden (Komplexitaet der Zustaende, ...) geht die Selbstorganisation soweit, dass sie ein Bewusstsein ueber diese Umstaende entwickelt, und es ist klar, dass ihr dies Bewusstsein hilft, sich weiter fortzuentwickeln und zu stabilisieren, denn eine Verrichtung oder Taetigkeit, je bewusster sie vorgenommen wird, kann desto besser gesteuert, und groessere Vorteile koennen aus ihr gezogen werden.
Wenig haelt jene Bewusstseine davon ab,
auch ueber ihr eigenes Sein und das Sein an sich nachzudenken,
also Bewusstseine jenseits von praktischen
Taetigkeiten und Verrichtungen zu werden.
Damit gehen Abstraktion, Vernichtung und Freiheit
einher.
Die moderne Suche nach den fundamentalenTeilchen, aus denen alles andere sich zusammensetzt, entspricht der historischen Suche nach der Substanz. Letztere kommt nur scheinbar ohne Eigenschaften daher (so dass sich nichts sagen und aus ihr also nichts schliessen liesse, doch man beachte, die Substanz ist nicht das letzte Ding!), waehrend noch die fundamentalsten Teilchen mindestens eine Eigenschaft (Ladung) besitzen muessen, und damit scheinbar notwendig an Fundamentalitaet verlieren (weil jene dem Begriff nach sich nicht weiter differenzieren laesst). Ich sage 'scheinbar'; denn diese eine, letzte Ladung ist in Wahrheit die Substanz.
Ich zaehle die Felder mit zur Materie, und es ist eine Geschmacksfrage, ob man die reinen Qualitaeten der Materie auch fuer jene 'Vakua' uebernimmt, die entstehen, wenn man sich Felder und Materie wegdenkt.
Ladungen wechselwirken. Wahrnehmung erfolgt ueber die Wechselwirkung (von Ladungen) mit Detektoren/Sinnesorganen. Es gibt Dinge, welche meiner Wahrnehmung entzogen sind (verdeckte Gegenstaende, Moeglichkeit der Luege), und moeglicherweise gibt es Dinge, welche JEDER Wahrnehmung entzogen sind (superschwache Wechselwirkungen, die 'SUBSTANZ' der Materie, alles Jenseitige, ausserhalb unseres Universums existierende). Ueber sie laesst sich nur schwer, aber durchaus reflektieren.
Als Dinge bezeichne ich materielle oder geistige Gegenstaende. Materielle Gegenstaende sind Materiestuecke, geistige Gegenstaende sind die Verstandesbegriffe (s.u.) Die Eigenschaft der Dinge, nicht oder halb oder falsch wahrgenommen zu werden, nenne ich ihre Nichttotalitaet.
Bewusstsein in seiner einfachsten und allgemeinsten Form ist die Weiterverarbeitung von Wahrnehmungen.
Eine Struktur ist ein Schema, welches vom Bewusstsein (wieder)erkannt werden kann. Strukturbildung durch Selbstorganisation bedeutet, das Schema vergroessert/verfeinert sich aus sich selbst heraus. Voraussetzung dafuer sind quasistabile aeussere Umstaende (d.h. solche, wo die Welt gewissermassen ausser sich selbst tritt und sich verdoppelt zu einer quasistabilen Umgebung und einer - als Folge stabilen - Struktur)
Sie koennen z.B z.B. komplizierte Netzwerke oder Muster miteinander verwandter Strukturen bilden. Hinreichende Voraussetzung sind die Qualitaeten und Eigenschaften der realen Materie.
Zeit ist zunehmende Entropie, das ist klar. Wie aber entsteht
(makroskopische) Kausalitaet? Viele verschiedene
Mikrozustaende erscheinen auf der Makroebene als identisch, sind
es auch, da mit Makro-methoden prinzipiell nicht zu unterscheiden.
Ein Makrozustand ist mit einer Menge von Mikrozustaenden
zu identifizieren, und dadurch kann, wenn wir von einem
Makrozustand in den naechsten wechseln, die Reversibilitaet
nicht gewaehrleistet sein (weil wir nicht wissen, bei welchem
Mikrozustand wir urspruenglich gestartet sind).
Woimmer uns ein groesseres Ensemble identischer Teilchen begegnet,
bis auf die atomare Ebene, koennen wir von einem Makrozustand
sprechen. Bei der Analyse der Eigenschaften solcher Zustaende
werden via Unschaerferelation statistische Mittelungen noetig,
welche die Informationen ueber das einzelne Verhalten der einzelnen
Partikel unterschlagen und dadurch den kausalen Effekt verursachen.
Kausalitaet betrifft daher in erster Linie den Beobachter,
dem einzelnen Teilchen, wenn wir ihm ein Bewusstsein unterstellen,
wuerde sie nie auffallen (die Unschaerferelation ist
ein Problem auf der Seite des Beobachters).
Und so ist Zeit Differenz.
Die Differenzen Jahr, Tag, sogar Minute kann man vorauszaehlen,
eine hundertstel Sekunde dagegen keiner denken. Die Sekunde
ist unaufhaltsam, die naechste gar keine Frage und doch das grosse
Geheimnis.
Eine Reflektion kann auf Natur oder Gesellschaft oder sich selbst gerichtet sein, man sollte den Unterschied nicht zu fundamental machen.
Solche SORS, die den Tod durch entsprechende Vorkehrungen inner- und ausserhalb ihres Bewusstseins zu vermeiden trachten, begegnen uns tendenziell haeufiger als Andere. - Vermeidung nicht nur des eigenen Todes, sondern auch der Tode anderer SORS, die der eigenen selbstorganisierten Struktur moeglichst nahe stehen.
Die Definition der Begriffe 'Abstraktion' und 'Verstandesbegriff'
ist im letzten Satz implizit enthalten.
Etwas genauere Beschreibung dieses Vorganges:
bei einer Reflektion stehen sich ein Ding
und ein Bewusstsein gegenueber, das Bewusstsein 'beschaeftigt'
sich mit dem Ding, im Extremfall ohne es materiell
anzuruehren, es bildet also Gedanken (Eiweisse, als
Teile seiner Struktur), welche a priori mit dem Ding
gar nichts zu tun haben, und genau darin liegt neben der
Nichttotalitaet der Materie der Ursprung
fuer die Moeglichkeit jener 'Abstraktheit'.
Als Folge davon ist
es moeglich,
Ein Teil unserer un- und vor-begrifflichen Vorstellungen und Gefuehle entsteht ebenfalls auf dem Weg dieses Abstraktionsprozesses (und kann analog wie ein Verstandesbegriff analysiert werden), ein anderer gehoert zu jenen Vorkehrungen, mit denen wir den Tod hinausschieben.
Neben der Abstraktion durch Reflektion, jedoch auch als Folge
der Beschaffenheit einer SORS, existieren weitere Nichtsungen:
"In meiner Strasse treff ich Orion und Sierra Nevada.
Kippen auf dem Gehsteig offenbaren Gefuehle.
Von den Litfassaeulen gruessen mich Albtraeume.
Die Unwirklichkeit der Warengesellschaft ..."
Zeichen werden aus Dingen gebildet (z.B. aus Tinte und Papier oder
innere Zeichen aus Eiweissen), sind jedoch in ihrer Eigenschaft als
Zeichen und wiederum als Folge des Abstraktionsvorganges beliebig zu
reproduzieren und auch nicht an eine bestimmte materielle Form gebunden.
Hinweis: Die Regeln, wie Zeichen zu Gesetzen zusammengefasst werden und wie
man ueber deren Wahrheit befindet, sind kein Thema der
Existential-Ontologie, sondern
der Erkenntnistheorie.
"Viele geistige Vorkehrungen des Menschen dienen der Erhaltung eines befriedeten Gemuetszustandes, und alle Gefuehle, alle Leidenschaften der Welt sind ein Nichts gegenueber der ungeheuren wenn auch unbewussten Anstrengung, welche wir unternehmen, um unsere gehobene Gemuetsruhe zu bewahren. Diese Selbsttaeuschung erweist sich bei genauerem Hinsehen als ein aeusserst kuenstlicher Bewusstseinszustand, der dem Menschen erlaubt, inmitten kreisender Gestirne und der unendlichen Unbekanntheit des Kosmos, und ueber dem Abgrund und im Bewusstsein der ungeheuerlichsten Greuel die Hand ans Zaumzeug zu legen und mit einem 'Hoppla jetzt komme ich' sein Scheffelchen einzufahren."
Die Wechselwirkung erfolgt als ein Austausch von Zeichen (Worten, Blicken, Gesten usw) und anderen materiellen Gegenstaenden. Dieser gehoert insofern zum Kosmos unserer Vorstellungen, als ihm vom Bewusstsein ein wenn auch nicht notwendig vernunftmaessiger Sinn oder Bedeutung beigegeben wird.
Die Individuen muessen zusehen, wie sie miteinander auskommen, nur bei vollstaendig standardisierten Beziehungen und institutionalisierter Unfreiheit wird ihnen das abgenommen. Ein wichtiger Faktor des Miteinander-Auskommens ist die Luege, befoerdert durch die Beschraenktheit der Wahrnehmung und des Verstandes, und anderer hier nicht zu beschreibender Faktoren. Als Sonderfall taeuscht uns der Selbstbetrug ueber die wahre Natur unserer Existenz und Beziehungen/Freundschaften (s.o.). Luege und Selbstbetrug sind auch die Grundlage unserer Faehigkeit, uns bedachtsam oder bis zur Raserei in eine Ueberzeugung oder einen Irrtum hineinsteigern zu koennen, und dabei von den Anderen Ernst genommen zu werden, ja, auf diesem moeglicherweise schwankenden Boden kollektive, mafiotische Gemeinschaften zu bilden und gegenseitig die Haende in Unschuld zu waschen.
Wenn man ueber Vor-gesellschaftliches spricht, meint man meist
die Existenzphilosophie. Denn zugleich ist aber die Freiheit, von
der die Ontologie redet, eine kristallene Eigenschaft, naemlich
nichts als das Sein selbst, welches ihr unterliegt und quasi notwendig
zur Freiheit gezwungen ist, und hat nichts mit dem utopischen
Freiheitsbegriff gemein.
Natuerlich gibt es Augenblicke der freien Entscheidung, ob ich jetzt
Fernsehen schaue, oder lieber in der Zeitung lese, aber solche
Freiheit ist marginal, die wirklich wichtigen Entscheidungen werden
mir als Teil meiner Zeit, Gesellschaft und Klasse abgenommen, und es
verlangt mehr als Freiheit, mich gegen sie zu entscheiden(aufzulehnen).
Warum naemlich waehlt man, was die Anderen vorschlagen? Weil eine
Unsicherheit in mir (und besonders im Kinde ist), die es ihnen
ermoeglicht, in mich einzutreten. Freisein der Existenzphilosophie
heisst eben nicht, die geschichtliche Welt, in der man auftaucht,
erwaehlen/veraendern zu koennen, sondern sich selbst in den Grenzen
der Welt zu erwaehlen.
Die wirkliche Grenze meiner Freiheit liegt in den mich
zum Objekt machenden Anderen.
Von der Freiheit des Individuums gegenueber der Gesellschaft ist die der
sozialen Organismen gegenueber der Natur zu unterscheiden. In Bezug auf
letztere, die eine Voraussetzung fuer die erstere ist, stellt sich die
Frage, ob angesichts der scheinbaren Determiniertheit der Natur durch
ihre Gesetze von Freiheit ueberhaupt je die Rede sein kann oder ob die
Freiheit und das Streben danach nicht nur eine schoene Illusion des
menschlichen Gehirns sind, ein gutes Gefühl, das sich einstellt,
wenn man uns eine Entscheidungsmoeglichkeit zwischen zwei Zwaengen
laesst und also eine vergebliche Utopie. Wobei es aeussere und innere
Zwaenge gibt, materielle und psychische, Zwaenge, die
mir von anderen und solche, die mir von mir selbst auferlegt
werden, d.h. von meinem Ueber-Ich, aber auch von meiner Bequemlichkeit,
meinen Launen und Trieben und selbst mein bewusstes Wollen erlegt mir
eine Art von Zwang auf. Alle diese Zwaenge sind durch soziale Regeln oder
Naturgesetze oder durch genetische Praegungen determiniert. Wenn ein
aeusserer Zwang ueber einen inneren siegt, fuehle ich mich
unfrei. Sobald er aber dazu zu schwach ist, empfinde ich ein
Gefuehl von Freiheit. In Wirklichkeit hat sich nur eine simple
Gesetzmaessigkeit vollzogen, naemlich die, dass der staerkere
Zwang sich immer durchsetzt.
Beispiel Politik: wer den Mund aufmacht und aneckt, leistet sich
zwar ein Gefuehl von Freiheit, aber gibt der nicht auch nur einen
Zwang nach?, einem inneren Beduerfnis? Handelt der nicht auch
gewissermassen gesetzmaessig, weil sein innerer Trieb sich
in dem Moment gegen den aeusseren Zwang durchgesetzt hat und
es ist immer nur die Frage, welcher Zwang ist staerker,
der aeussere materielle, der Druck der Gesellschaft, die
Meinung oder die Befehlsgewalt der Anderen, das
eigene Ueberich oder mein Selbstbewusstsein.
Man muss jedoch bedenken, dass die Natur gar nicht
so schrecklich determiniert ist wie manche Leute
meinen der Freiheit durchaus Schlupfloecher laesst.
1. Seit der Quantentheorie wissen wir, dass jeder physikalische
oder chemische Prozess mit einer inhaerenten Unschaerfe
behaftet ist. Dies fuehrt dazu, dass nicht voellig auszuschliessen
ist, dass in jedem Moment aus einem vorhandenen Weltzustand
unendlich viele verschiedene neue entstehen. Ich will diese
Moeglichkeit hier nicht propagieren, sondern nur aufzeigen,
dass es mit der Determiniertheit der Natur nicht soweit her
ist wie manche Leute meinen, die die Quantenmechanik
nicht verstanden haben.
2. Die Tatsache, dass wir es bei der realen Welt (und
insbesondere bei unserem Gehirn) mit
einem Vielteilchensystemen zu tun haben, bedeutet, dass
es selbst insoweit es determiniert ist, doch nicht
berechenbar ist und also eine grosse Maschine, die
immerzu unser Tun im naechsten Augenblick vorhersagen
koennte, gar nicht erdacht werden kann. Mit unseren Gedanken
und unserem Tun verhaelt es sich wie mit dem Wetter (auch ein
nichtlineares System mit variablen Randbedingungen): sie
sind immer fuer Überraschungen gut.
Mein Hauptargument gegen das szientistische
bzw positivistische Verstaendnis von Freiheit hat
mit der Natur und ihren Gesetzen gar nichts zu tun,
sondern betrifft die bereits diskutierte
Tatsache, dass wir die Welt niemals direkt sondern immer nur
durch Begriffe und Bilder
erkennen, die wir uns von ihr machen und die selber
gar nicht dem Stofflichen der Natur
sondern einer Metaebene angehoeren, die
nur FÜR UNS existiert. Wir erzeugen in unserem
Kopf andauernd solche Metaebenen, in denen wir uns
einrichten und die wir mit der Gesellschaft teilen
und auf deren Basis wir mit anderen Hirnen, die diese
Metaebene ebenfalls (nach)gebildet haben, Kontakt halten.
Es sind diese gedanklichen Metaebenen, auf denen
Begriffe wie Freiheit, Wille, ja sogar Schicksal
existieren und eine mehr oder weniger wahrhafte
oder bedeutsame Rolle spielen, oder auch nicht.
Um zu verstehen, wie sich diese Metaebenen (also unsere
gedanklichen Konzepte) in den Materialismus der
Neurowissenschaften einordnen lassen, muss man
das menschliche Gehirn als eine Art Hardware begreifen
die Metaebenen als Software, die auf der Hardware
'laufen'. Bei einer Computersoftware, welche zum Beispiel
feststellt, welche Personen in Deutschland im Jahre 1955
geboren wurden, kommt auch niemand auf die Idee, den
Wunsch, die Namen dieser Personen festzustellen,
mit den magnetischen Speichereinheiten und den
elektrischen Stroemen in Verbindung zu bringen,
auf denen die Software installiert ist und die letztendlich
dazu fuehren, dass der Computer diese Namen aus seiner
Datenbank herausholt, sondern es handelt sich bei der
Beschaeftigung mit den 1955 geborenen Personen um eine voellig
andere Bedeutungswelt, die mit den elektronischen Prozessen
auf der Hardwareebene inhaltlich ueberhaupt nichts zu tun hat.
In diesen von uns selbst ersonnenen Bedeungswelten, von
denen einige den Begriff der Freiheit kennen, koennen wir
uns genau soweit frei bewegen, wie wir es uns selbst
gestatten. Als Wissenschaftler z.B., wenn wir wissenschaftliche
Modelle entwickeln, werden wir uns immer an das
halten, was uns die Messinstrumente an Aussagen ueber die
Natur liefern, ohne dass darum diese Modelle und
naturwissenschaftlichen Begriffe von ihrer
Substanz her auch nur im entferntesten ein materieller Teil
der Natur waeren (ausser insoweit sie als Stroeme und Eiweisse
in unserer Gehirnhardware abgespeichert sind), sondern sie
korrespondieren, parallelisieren die Natur in der
Metaebene unserer Theorien und Anschauungen.
Die einzige materielle Verbindung zwischen der Ratio und
der Natur laeuft ueber unsere Emotionen bzw genauer ueber die
Instinkte. Diese sind grossteils hormonell oder genetisch - also
biochemisch - determiniert, und greifen gleichzeitig, wie ich
hier
beschrieben habe, in den rationalen Prozess
ein, behindern ihn sogar, und wenn wir nicht aufpassen, manipulieren
sie das, was wir fuer eine freie Entscheidung halten, auf
mehr oder weniger subtile Weise. Sie stellen mindestens
teilweise (innere) Zwaenge dar, wie etwa psychische Stoerungen,
die Anforderungen des Sexualtriebes oder
die chronische Reserviertheit des Alters gegenueber Neuerungen
aber auch der von Instinkten befeuerte stuermische Freiheitsdrang
der Jugend oder das ploetzliche wuetende Aufbegehren gegen
eine fuer ungerecht gehaltene Unterdrueckung. Zu den inneren
Zwaengen gesellen sich - natuerliche und soziale - aeussere
Zwaenge wie Armut, Unterdrueckung und Zensur. Alle
diese Zwaenge wie auch unsere beschraenkte Einsichtsfaehigkeit
begrenzen in jedem Moment unsere Freiheit, ja,
schraenken sie in den meisten Faellen so sehr ein, dass unser Handeln
das Beiwort frei kaum verdient, aber doch nicht in dem
Ausmass und der Totalitaet, wie sie von der naiv szientistischen
Position vertreten werden, sondern es gibt eine Hoffnung,
dass das Streben nach Freiheit am Ende Erfolg haben wird.
Copyright: B. Lampe, 1998
e-mail: Lampe.Bodo@web.de