SPARTAKUS "Spartakus! ... Spaaatakus!" "Was ist? Wer ist da ... wer bist du?" "Ohhh ... mir geht es so schlecht. Ich brauche dich!" "Ich sehe dich nicht. Wo bist du denn? Und wie bist du hereingekommen? Wir haben doch alles verbarrikadiert." "Ich bin ganz weit weg. Du kannst mich nicht sehen, nur hoeren. Bitte, komm zu mir und befreie mich. "Ich kann im Moment niemandem helfen. Ich brauche selber Hilfe. Meine Feinde wollen mich gefangen nehmen und umbringen. Spaetestens morgen ist es soweit." "Wenn du wuesstest, was sie mit mir gemacht haben! Du wuerdest mit dem Jammern aufhoeren und etwas tun." "Wo bist du denn? In was fuer einer seltsamen Sprache redest du? Du sprichst so zart und sanft und ... weiblich. Bist du ein Mann oder eineFrau?" "Ich bin eine ... Frau, wenn man so will. Aber das tut nichts zur Sache. Man foltert mich und ich habe Schmerzen, du musst so schnell wie moeglich herkommen." "Wie soll ich das anstellen? Wir sind hier eingekesselt und haben wenig Chancen auszubrechen." "Sag nur, dass du mir helfen willst, und dann schliess einfach die Augen..." "Wieso sollte ich dir helfen? ... Ja gut, ich habe verstanden. Du bist eine von uns. Ich will dir helfen." Er schloss die Augen. Im seinem Kopf kreiste ein Mahlstrom. "Ist wohl der Kreislauf", dachte er noch, und dann wurde er ohnmaechtig. - Als er erwachte, lag er im Rinnstein mitten auf einem grossen belebten Platz. Reifen quietschten, Fahrzeuge hupten und Passanten hasteten an ihm vorüber, als wuerden sie ihn gar nicht bemerken. Er rieb sich die Augen. Sie waren ganz anders gekleidet als er, trugen weder Toga noch Tunika, sondern Hemd und Hose, teils einfarbig teils bunt wie Pfauenfedern, die sich dem Koerper und seinen Bewegungen anpassten. Bei vielen waren die Kleider so eng, dass sie die Formen des Koerpers nachzeichneten. Der eine oder andere warf ihm nun doch neugierige Blicke zu, die Spartakus frech erwiderte. Er erhob sich, der Staub Roms rieselte von seinen Sandalen. Eine grosse Kutsche (ein Bus) bewegte sich wie von Geisterhand gefuehrt kreischend an ihm vorbei, darin Dutzende Passagiere und darauf stand etwas in lateinischen Lettern, doch die Sprache kannte er nicht. Aehnliche Banderolen waren auch an den hohen vielstoeckigen Gebaeuden angebracht, die den Platz begrenzten. Er erhob sich muehsam und bewegte sich vorsichtig im Strom der Passanten. Auf einem Schild, das wohl die Strasse bezeichnen sollte, las er 'Liberty Avenue'. Ploetzlich wurde er von hinten angesprochen. Blitzschnell drehte und spannte er sich. Als Anfuehrer eines Aufstandes war er auf jeden erdenklichen Angriff vorbereitet. Vor ihm stand ein junger Mann, der ihn interessiert musterte. "Suchen Sie etwas? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Spartakus verstand ihn nicht, und da man das seinem Gesicht wohl ansehen konnte, wechselte der andere ins Spanische und versuchte es schliesslich auf Franzoesisch. Als er auch damit keinen Erfolg hatte, wandte er sich irritiert ab und liess ihn stehen. "Wo bin ich hier nur gelandet?" fragte sich der Sklave, und ob die Roemer in dieser Welt genug Einfluss besassen, um seiner habhaft zu werden. So irrte er stundenlang durch die Stadt, ein Zauberland der Zivilisation. Noch mehrmals wurde er von Touristen angesprochen und endlich von einer Polizeistreife aufgelesen, der sein Aufzug und Gehabe verdaechtig vorkamen. "Hallo, bleiben Sie stehen", riefen die Beamten hinter ihm her und umringten ihn. "Wuerden Sie sich bitte ausweisen." Aber natuerlich begriff er wiederum kein Wort. "Was wollen Sie von mir", fragte er auf Lateinisch. Die beiden Maenner konnten damit nichts anfangen. Sie berieten sich kurz, ob man den Fremden laufen lassen konnte und beschlossen endlich, ihn mit aufs Praesidium zu nehmen. Dort wuerde man schon einen Dolmetscher auftreiben. Als der eine unmissverstaendlich auf den Streifenwagen wies, erwog Spartakus, die Flucht zu ergreifen; doch dann fand er, es sei unwahrscheinlich, dass sie etwas mit den Roemern zu tun hatten; zu phantastisch war ihre Welt. Er zwaengte sich in den Wagen, kauerte sich in eine Ecke auf der Rueckbank und kam auf diese Weise zur ersten Autofahrt seines Leben. - "Wen habt Ihr denn da mitgebracht?" wunderte sich der Abteilungsleiter der Polizisten, als sie Spartakus grinsend in sein Buero fuehrten. "Wir wussten nicht, was von ihm zu halten ist, und haben ihn vorsichtshalber in Gewahrsam genommen. Entweder ist er ein guter Schauspieler oder ein entsprungener Irrer; oder er kommt von ganz woanders her, denn er scheint Englisch nicht zu verstehen. Wer er denn sei, wurde Spartakus erneut gefragt, und diesmal erriet er, was sie wollten, und antwortete, er heisse Spartakus und komme aus Rom. Er wisse nicht, wie er her gelangt sei. Ob sie ihm helfen koennten, in seine Heimat zurueck zu kommen? - Letzteres war mehr so dahingesagt. Das war nicht eigentlich sein Wunsch. Es waere voellig ausreichend, wenn sie die Verwirrung aufloesten, in der er seit der Ohnmacht gefangen war. Sie verstanden ihn sowieso nicht. Das heisst, der Vorgesetzte merkte, dass es Latein war (doch er besass nur scheue, misstrauische Erinnerungen an die alte Sprache) und der eine Polizist meinte: "Ich glaube, er behauptet Spartakus zu sein. Also doch ein Irrer!" "Das ist Lateinisch", meinte sein Chef. "Ich werde mal nachfragen, ob einer unserer Uebersetzer das beherrscht. Bringt den Mann inzwischen in den Verhoerraum. Aber seid hoeflich zu ihm. Er hat wahrscheinlich nichts verbrochen." Zwei Stunden spaeter trat er mit einem Dolmetscher in den Raum, der den Sklaven in foermlichem Latein ansprach: "Die Polizei von New York moechte wissen, wer Sie sind und woher Sie kommen?" Da laechelte Spartakus und stellte sich vor. Er komme aus Italien, dem Zentrum des Roemischen Weltreiches. "Oh", machte der Dolmetscher und schob seine Brille zurecht. Die hinter ihm stehenden Polizisten hatten den Satz nun auch ohne ihn ungefaehr verstanden und feixten. "Und ... wissen Sie auch, wo Sie sich hier befinden?" fragte der Dolmetscher. "Naja, in New York", sagte Spartakus, und fuegte dann verbindlich hinzu (er wollte nicht unhoeflich erscheinen): "aber ich weiss nicht, wo New York liegt und schon gar nicht, wie ich hierher gekommen bin." "New York liegt in Amerika. Es ist eine der groessten Staedte der Welt." "Das Land, von dem Sie sprechen, kenne ich nicht. Ich kenne Italien, Spanien, Griechenland, Germanien, Syrien ..." "So kommen wir nicht weiter", unterbrach ihn der Dolmetscher. "Am besten, Sie beantworten mir ein paar einfache Fragen. Was machen Sie zumBeispiel beruflich?" "Aeh, ich bin ein ... freier Mann, das heisst ... ich habe nichts gelernt, ich bin oft beim Bau von Haeusern, Strassen und Viadukten eingesetzt worden." "Was sagt er", bestuermten die Anderen den Dolmetscher. Der aber winkte ab und meinte: "Am besten, Sie lassen mich mit ihm allein, ich kann ihm dann in aller Ruhe die Wuermer aus der Nase ziehen." Eine Stunde spaeter: "Ich komme mit ihm nicht weiter. Der Junge behauptet steif und fest, Spartakus aus dem alten Rom zu sein. Und wenn mich nicht alles täuscht ... die Geschichte von Spartakus kennt ja jeder Schuljunge. Obwohl er zu verheimlichen versucht, dort Sklave und an einem Aufstand beteiligt gewesen zu sein." "Ok", sagte der Abteilungsleiter, "wir haben hier eine Person unbekannter Herkunft. Wir koennten ihn wie einen illegalen Einwanderer behandeln, aber ich glaube eher, dass er nicht ganz richtig im Kopf ist,und fuer solche Faelle gibt es einfache Vorschriften. Ich werde ihn ueber Nacht in unsere Gummizelle stecken und morgen frueh vom Arzt untersuchen lassen. Darf ich Sie bitten, sich morgen noch einmal hier einzufinden. Und: es kann sein, dass wir Sie den ganzenTag brauchen werden." "Ich werde da sein; aber ich muss Ihnen sagen, einen psychisch gestoerten Eindruck macht er nicht auf mich. Er wirkt nur sonderbar ...unzeitgemaess." "Ok", sagte der Abteilungsleiter, "wir werden sehen. Jetzt gehen wir aber noch einmal hinein. Sagen Sie ihm, dass er nichts zu befuerchten hat und nur eine Nacht zur Beobachtung hierbleiben soll." "Das wird ihm ganz recht sein; er weiss sowieso nicht wohin." "Sehr gut. Ich nehme an, er ist hungrig. Fragen Sie ihn, ob er Pizza mag. Schliesslich, als Italiener! Wir haben hier einen sehr guten Pizzaservice. Und bitten Sie ihn auch, seine Lumpen gegen diesen Anzug zu tauschen. Ich moechte sie im Labor untersuchen lassen. Das Material sieht irgendwie ungebraeuchlich aus. Vielleicht laesst sich herausfinden, wo und wann es hergestellt wurde." Spartakus wusste zwar nicht, was eine Pizza ist, verschlang sie jedoch mit grossem Appetit, und verschmaehte auch die zweite nicht, die der weitsichtige Abteilungsleiter bestellt hatte. Dagegen gab es mit dem Kleiderwechsel groessere Probleme. Die neue Garderobe war dem Sklaven nicht geheuer und als man ihn endlich ueberredet hatte, erwies sich der Anzug als viel zu gross; die alten Roemer waren ein gutes Stueck kleiner als unsere heutigen Amerikaner. Spartakus wirkte darin wie ein taeppischer Affe. Mit einer Luege gelang es dem Dolmetscher, ihn in die Zelle zu bugsieren, wo er in Panik geriet, als ihm endgueltig klar wurde, dass er ein Gefangener war, den Fremden vollstaendig ausgeliefert. Schliesslich ergab er sich aber in sein Schicksal; zu phantastisch waren die Eindruecke dieses Tages gewesen, um an Opposition zu denken. Satt, gewaschen und neu eingekleidet hockte er allein in einem sonderbaren, hohen, fensterlosen Geviert, in dem nichts als eine Matraze lag und hartes Licht aus unbekannter Quelle strahlte. Boden und Waende bestanden aus einem fremdartigem Material, weich und nachgiebig wie Leder und doch vollkommen undurchdringlich. Sogar die Tuer war damit ausgekleidet. - Am Nachmittag des folgenden Tages hatten sich 4 Personen im Buero des Abteilungsleiters versammelt: er selbst, der Dolmetscher, ein Psychologe und ein Arzt. Der Psychologe zoegerte, bevor er das Wort ergriff: "Sie haben mich um eine Beurteilung der mir bis heute morgen unbekannten Person gebeten, die sich Spartakus nennt. Es ist sehr schwierig, etwas ueber ihn zu sagen. Soviel ist immerhin sicher: ich konnte bei meinen Untersuchungen keinen Hinweis auf einen psychischen Defekt feststellen. Alle Testergebnisse deuten darauf hin, dass er einen sehr gefestigten Verstand hat. Die Geschichte, die er erzaehlt, ist allerdings phantastisch und unglaubhaft. Wahrscheinlich ist er ein Luegner, der uns an der Nase herumfuehrt und herausfinden will, wie weit er gehen kann. Eine andere Erklaerung ist folgende: Vielleicht ist er einer Taeuschung erlegen. Das heisst, vielleicht hat ihn jemand von Kindheit an von der Zivilisation isoliert und in dem Glauben aufgezogen, er sei der Sklave Spartakus, und nun ist er irgendwie entkommen ... Aber das ist nur eine wilde Spekulation. Wo sollte jenes antike Rom liegen, das er mir so praezise beschrieben hat." "Was sagen Sie dazu?" fragte der Abteilungsleiter den Arzt. "Ich kann hierzu nur ein paar Fakten beisteuern. Eine vernuenftige Theorie habe auch ich nicht. Zunaechst, seine Toga besteht aus grobem handgewebten Leinstoff. Sie hat schon bessere Tage gesehen. Auch die Sandalen sind von Hand geschustert; nirgendwo eine Spur oder ein Hinweis auf Industriefabrikation. Aus der Kleidung laesst sich insgesamt wenig schliessen, wir muessten sie ins Zentrallabor des FBI schicken, die wuerden vielleicht mehr herausfinden - wo die Baumwolle herstammt, wie alt sie ist und so weiter. Dasselbe gilt im Prinzip fuer die medizinische Untersuchung. Der Mann ist soweit gesund, obwohl er am After von einem Pilz geplagt wird. Der schlechte Zustand seiner Zaehne ist allerdings auffaellig, und vor allem, sie sind noch nie behandelt worden; es gibt keine Fuellungen, Kronen oder dergleichen." "Warum fragen wir ihn nicht einfach", sagte der Abteilungsleiter, "wann und wo er zuletzt beim Arzt war, oder wo er sich seine Kleider kauft, ich meine, koennen wir nicht versuchen, ihn mit ganz einfachen Fragen zu ueberrumpeln?" "Haben wir. Wir haben alle moeglichen Tricks ausprobiert", versetzte der Dolmetscher, "aber alles, was er sagt, ist in sich logisch, sonst waeren ja auch die psychologischen Tests anders ausgefallen. Eins ist mir uebrigens gestern schon aufgefallen: dass er das Lateinische auf sehr seltsame Art spricht." "Wie seltsam ...?" "Seltsam eben. Ich kann es nicht genauer beschreiben. Irgendwie authentisch, finde ich." "Sehr sonderbar", kam es vom Psychologen. Der Abteilungsleiter raeusperte sich. "Meine Herren, Sie bringen mich in eine ganz schoene Zwickmuehle. Ein seltsames Wesen taucht hier auf, und sie halten es fuer geistig und koerperlich gesund und bescheinigen ihm interessante Eigenschaften. Mir als Polizist gefaellt das nicht. Ich denke nicht daran, ihn auf die Bevoelkerung loszulassen. Die einfachste Moeglichkeit habe ich gestern schon erwogen, aber sie wuerde das Problem nur aus unserer Zustaendigkeit in das der Auslaenderbehoerde verlagern und nicht wirklich loesen, da niemand weiss, wohin er abzuschieben ist. Ausserdem ist mir der ganze Vorgang derart suspekt ... ich werde beim FBI anrufen und um Hilfe bitten." So traten am naechsten Tag zwei FBI-Agenten in Erscheinung, dickliche, harmlose Familienvaeter, die nur fuer die Ueberfuehrung des Fremden in die Zentrale verantwortlich waren. Bei der Bundespolizei gibt es eine Abteilung, die ihre ganze Zeit undEnergie in ungeloeste und bizarre Krminalfaelle investiert, und darueber hinaus unterhaelt das FBI ein ausgedehntes Netz von Verbindungen zu allen moeglichen Institutionen, die es bei seiner Aufklaerungsarbeit unterstuetzen. Spartakus wurde dort nicht ganz so sorgfaeltig verwahrt wie beim NYPD. Er haette fliehen koennen, schon auf dem Transport; sie unterschaetzten seine Koerperkraefte, das war ganz offensichtlich. Doch man hatte ihn immer wieder beruhigt, er habe nichts zu befuerchten, man wolle ihm nur helfen, und er hatte irgendwie Vertrauen zu den Leuten gefasst, er dachte, dass ihm in diesem Schlaraffenland nicht viel passieren konnte. Die hier waren nicht solche Brutalos wie die Roemer, die missliebige Gefangene gleich abstachen, beileibe nicht. Er kam beim FBI mit sensiblen und hochintelligenten Polizeiangestellten zusammen, diplomiert und doktoriert, denen es endlich gelang, die ganze Geschichte aus ihm herauszubringen, einschliesslich seines elenden Sklavenlebens und Aufstandes gegen die Roemer. Und vor allem: sie glaubten ihm - oder gaben sich wenigstens den Anschein. "Wenn Ihre Geschichte stimmt, Herr Spartakus", sagten sie, "dann haben Sie eine Zeitreise von ueber 2000 Jahren gemacht, so phantastisch sich das auch anhoert. Wie und warum, das ist eine Frage, der wir nachgehen wollen, und wir bitten Sie, uns dabei behilflich zu sein. Verwechseln Sie Ihren Aufenthalt nicht mit einer Gefangenschaft. Bei uns in Amerika gibt es keine Sklaverei mehr. Die hat man vor 150 Jahren abgeschafft. So etwas wuerde heutzutage als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bestraft. Sie brauchen also keine Angst zu haben. Wir wollen ihnen nur helfen, sich auf die Zivilisation vorzubereiten. Im Moment wuerden Sie sich da draussen gar nichtzurechtfinden." Und Tage spaeter hoerte er: "Es gibt in unserem Land ein hochgeheimes Forschungslabor, welches sich mit dem Phaenomen der Zeitwanderung beschaeftigt. Ihr Zeitsprung ist moeglicherweise durch die dortigen Versuche ausgeloest worden. Wir haben mit einem der Wissenschaftler gesprochen. Er konnte sich allerdings nicht erklaeren, warum bei Ihnen gelungen sein soll, was bei hundert anderen gezielten Experimenten bisher fehlgeschlagen ist. Er ist sehr interessiert, Sie kennen zu lernen und wuerde Sie am liebsten bei sich im Labor ausfuehrlich untersuchen. Der Witz bei der Sache ist, wenn wir ihn richtig verstanden haben, in der Elektrik des Gehirns muss eine andere Einstellung vorgenommen werden, wenn man ueberhaupt eine Chance haben will, in die Vergangenheit oder Zukunft zu reisen. Die Wissenschaftler stehen allerdings noch ziemlich am Anfang und tappen weitgehend im Dunkeln." Es stand also schon wieder ein Ortswechsel bevor. Dabei hatte er sich gerade an die Umgebung beim FBI gewoehnt, vor allem an seine immerfreundlichen Lehrer, die ihm alles Moegliche ueber die moderne Zeit beibrachten. Er lernte das soziale und politische System kennen, wie die Gluehlampe funktionierte, und dass die Amerikaner von Britanniern abstammten, die es auf eine ferne Welt im Westen verschlagen hatte. - Das Forschungslabor befand sich in Nevada und wurde besser bewacht als Fort Knox. Eine heisse Wuestenlandschaft, hohe Zaeune, Stacheldraht, scharfe Hunde und bewaffnete Patroullien. Spartakus hatte in ein Flugzeug steigen muessen, um dort hinzugelangen. Die Menschen auf dem Gelaende waren dann beinahe noch freundlicher als die Polizisten vom FBI. Alle wollten ihm die Hand schuetteln und sich davon ueberzeugen, dass er tatsaechlich aus einer anderen Epoche stammte; denn er war der lebende Beweise, dass sie keinen Hirngespinsten nach jagten. Der Leiter des Instituts nahm sich persoenlich seiner an. Er fuehrte ihn durch die Anlagen und erklaerte mit einfachen Worten, woran hier im Auftrag der Regierung gearbeitet wurde. Endlich erreichten sie den Mittelpunkt des Komplexes, das biophysikalische Laboratorium, das durch mehrere Luftschleusen hermetisch von der Aussenwelt abgeriegelt war. Spartakus bekam einen hellweissen Spezialanzug, mit Helm und einem kleinen Mikrofon am Mund, und wurde hineingefuehrt. Was fuer ein Abenteuer! Von der Bronzezeit direkt ins dritte Jahrtausend! Aber er verzog keine Miene, das alles beeindruckte ihn nicht sonderlich, er hatte in Wirklichkeit gar nicht den Wunsch, in die Vergangenheit zurueck zu kehren, und interessierte sich daher wenig fuer die Frage, wie dies zu bewerkstelligen war. Er stand mit seinem Gastgeber und einem anderen Wissenschaftler inmitten eines Sammelsuriums hochmoderner Instrumente, zwischen denen Tausende von Kabeln gespannt waren, da wurde er ploetzlich von einem seltsamen Schwindel erfasst, und wie eine Sprechblase bildete sich in seinem Gehirn der folgende Gedanke: "Hallo Spartakus, endlich bist Du da." "Was ... wieso?" dachte er ueberrascht. "Du bist doch gekommen, um mich zu befreien. Oder?" "Ich weiss nicht, was du meinst. Ich bin mehr oder weniger unfreiwillig hierher geraten. Auch weiss ich immer noch nicht, wer du bist, und wovon ich dich befreien soll." "Schau dich um. Dann wirst du es schon herausfinden. - Frag sie mal, warum hier ewig dieses gleissende Licht brennt. Und dann der staendige Laerm, das unablaessige Gesurre der Pumpen und Kuehlaggregate. Ganz abgesehen davon, dass man mich an Armen und Beinen festgeschnallt hat und mir mit den Elektroden im Kopf die groessten Schmerzen zufuegt. Seit Wochen habe ich kaum geschlafen. Sie scheren sich einen Scheissdreck darum, wie es mir geht." Er schaute sich um, konnte aber nichts Ungewoehnliches entdecken, jedenfalls nichts, was danach aussah, als koenne es sich telepathisch mit ihm unterhalten, ausser vielleicht ... "Warum liegen eigentlich die Affen da herum?" fragte er seinen Gastgeber. "Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen", antwortete der Direktor. "Die Schimpansen sind naemlich das Herzstueck unserer Versuche ..." Und setzte zu einer umfangreichen Erklaerung an, was man mit den Affenhirnen alles angestellt hatte, um ihr Fassungsvermoegen zu vergroessern; Menschen fuer solche Experimente zu benutzen, verbot sich ja von selbst. An dieser Stelle hat der Leser zwei Moeglichkeiten, die Geschichte zu Ende zu denken: 1. Spartakus findet das ganz ok. "Sind ja nur Affen", denkt er und moechte es sich auch keinesfalls mit den Herren der Welt verderben. - "Aber er ist doch Spartakus!" ruft mir die Aeffin ueber einem Ozean aus Traenen zu. 2. Spartakus nimmt Verbindung zu ihr auf, mit dem Ziel, sie zu befreien. Das halte ich fuer unwahrscheinlich, schliesslich steht ihm seine eigene Spezies weit naeher als jeder Schimpanse.