Die naturwissenschaftliche Produktionsweise und ihre Defizite
- eine Polemik
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Wissenschaft funktioniert heute nicht mehr wie vor 100
Jahren. Die meisten Dinge sind bekannt und erforscht, und
es hat sich daher in der Wissenschaft der Typus des
Ausfeilers und Wissensverwalters breitgemacht.
Auch Karrieristen und Kommunikationstalente haben gute Karten, da es
bei fehlenden neuen Themen schwierig ist, die Qualität eines
Wissenschaftlers zu beurteilen.
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In anderen Worten: Je weiter die
Wissenschaften von der Natur fortschreiten,
um so mehr werden sie ein Terrain für Jasager, Positivisten
und Bibliothekare. Da es kaum noch wirklich Neues
kreativ zu entdecken gibt, und die grossen Linien
der Natur längst abgesteckt sind, geht es zumeist nur noch
um minimale Verbesserungen, die von solchen Leuten
gut geleistet werden können.
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Wissenschaft funktioniert heute
wie eine Industrie, ausser dass kein Profit
erwirtschaftet werden muss, also wie eine Staatsverwaltung.
Sie unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen staatlichen Apparaten
wie der Bundeswehr, der Gesundheitsbürokratie usw, die es
mit Unterstützung entsprechender Lobbyisten unter
Ausnutzung ihres gesellschaftlichen Sympathiebonus
auf staatliche Förderung abgesehen haben.
Wegen der vielen Steuergelder und angesichts ihrer geringen
Effizienz kann sie auch als eine gigantische
Arbeitsbeschaffungsmassnahme betrachtet werden.
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Sie ist von personellen und strukturellen Abhängigkeiten geprägt und
keineswegs a priori egalitär. Daher kann sie auch nicht a posteriori
elitär sein.
Wenn die Wissenschaftslobbyisten von Elite reden, wollen sie nur über
ihr reales Mittelmass hinwegtäuschen.
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Wer sich nicht mit dem detaillierten Ausfeilen von Altbekanntem
abfinden will, arbeitet an grossen
komplizierten Systemen mit nicht verifizierten oder sogar nicht
verifizierbaren Grundvoraussetzungen (Strings, Supersymmetrie),
die es erlauben, dass sich möglichst viele Wissenschafler daranhängen.
Für Individualisten keine Alternative!
Copyright: B. Lampe, 1993