0. Praemissen

Lange Reflexionen ueber abstrakte Konzepte wie Gerechtigkeit und Gesellschaft bringen wenig, solange die aeusseren Umstaende, besonders die oekonomischen Bedingungen nicht mitreflektiert werden. Denn wer Gutes tut und damit nur seine Interessen bemaentelt, handelt heuchlerisch. Du fragst: Was ist gut, was ist boese? ich sage:

1. Das Gute ist uns nur in Massen erkennbar, naemlich in dem Masse, in dem es dazu fuehrt, dass wir und andere uns wohlfuehlen. Normalerweise ist alles Tun Teil eines Entwicklungsprozesses, der zum Guten wie zum Boesen fuehren kann, das ist a priori nicht ausgemacht.

2. Gutes wollen und Gutes erreichen sind zweierlei Stiefel. Nicht selten verwirklicht sich das Gute ueber ein 'missgluecktes' boeses Wollen, und aus gutem Willen entsteht ebenso oft die boese Tat.

3. Gut und Boese mischen sich im Herzen ein und desselben Menschen

4. Generell sind Ethik und Moral schwierige Kategorien, da sie so zeitabhaengig sind, und doch so wichtig.

Die Bedingungen unserer Existenz, insbesondere der gesellschaftlichen, ragen tief in jedes Beduerfnis, ja selbst in die Befriedigung, hinein. Was man uns immer wieder einredet, verinnerlichen wir, ohne dass uns bei seiner Verwendung der Gedanke kaeme, wie wenig davon eigenes ist. Das gilt aber besonders fuer jene Moralvorstellungen, derer wir uns so sicher zu sein scheinen.

Selbst beim 1. Gebot, welches weit ueber allem anderen steht, ist zu ueberlegen, wie man sich gegen durchgeknallte Moerderbanden, die die Welt in der Geschichte turnusmaessig heimzusuchen pflegen, verhalten soll.


Copyright: B. Lampe, 1998

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