kurze Geschichte des fruehen Christentums

Ich habe nirgendwo im Internet vernuenftige Informationen zu dem Thema gefunden. Daher hier eine knappe zusammenfassende Darstellung:

Zeitspanne: als fruehes Christentum bezeichnet man die Zeit vom Tode Jesu bis zur konstantinischen Wende Anfang des dritten Jahrhunderts.

Darin unterscheidet man

- die Fruehzeit, bis etwa 100 n.Chr. Zu diesem Zeitspunkt waren die meisten Zeitgenossen Jesu gestorben.

- eine zweite Phase, bis etwa 200 n.Chr., wo sich das Christentum entfaltete, ohne dass es als moegliche neue Weltreligion wahrgenommen wurde

- und eine dritte Phase, in der die Verfolgungen besonders heftig waren (besonders um 250 und 300), weil man es als globale Bedrohung der roemischen Herrschaft einstufte.

Das christliche Glaube verbreitete sich in dieser Zeit von Palaestina nach Kleinasien, Nordafrika, Griechenland und Italien, also ueber das gesamte roemische Weltreich. Dabei wurde er teilweise von den Gastlaendern gepraegt, was zu Auseinandersetzungen ueber die Form des Gottesdienstes, die Bedeutung der Sakramente usw Anlass gab, und es gab auch schon die ersten Machtkaempfe. Eine Vormachtstellung der roemischen Gemeinde ergab sich automatisch aus der politischen Bedeutung Roms, schon die Apostel haben dem durch Besuche Rechnung getragen. Paulus und wahrscheinlich auch Petrus sind in Rom bei Verfolgungen umgekommen.

In der ersten Phase ging es um die Klaerung einiger grundlegender Fragen, ob das Christentum Teil des Judentums war und in der ausserjuedischen Welt ueberhaupt missionarisch taetig werden durfte. An der positiven Beantwortung dieser Frage war Paulus massgeblich beteiligt. Dies war um so bedeutsamer als ein Grossteil der Juden das Christentum als schaedliche Sekte ablehnte.

Die Gruende, warum sich das Christentum ab dem 2. Jahrhundert so schnell ausgebreitet hat, sind vor allem

- die Vorstellung vom einen, universellen Gott, der den gesamten Kosmos beherrscht und das Prinzip des Guten repraesentiert und zugleich allen Menschen ein liebender Vater ist

- die Naechstenliebe, die in den christlichen Gemeinden praktiziert wurde

In der dritten Phase stabilisierte sich der christliche Kanon, d.h. welche Schriften das neue Testament bilden sollten, welche als haeretisch auszuschliessen waren, wie der Gottesdienst abzuhalten sei, und dass man keine Kirche der Reinen, sondern eine Volkskirche werden wollte, d.h. Verstaendnis fuer jene hatte, die Gott in den Verfolgungen leugneten.

Zeittafel:
 
51ff echte Paulusbriefe
nach 60 Tod von Paulus, Petrus und Jakobus (Bruder Jesu)
64 Neronische Verfolgung
nach 70 Markusevangelium, Kolosserbrief, Epheserbrief
nach 80 Lukasevangelium, Apostelgeschichte, Matthaeusevangelium
um 95 Verfolgungen in Rom und Kleinasien
um 115 Tod des Ignatius
165 Martyrium Justins
178 Irenaeus Bischof von Lyon
186-254 Origines
190ff Streit um die Festlegung des Datums des Osterfestes zwischen Rom und Kleinasien
217-222 Kallist Bischof von Rom
250/251 bzw 257/258 Decische bzw Valerianische Verfolgung
ab 303 Diokletianische Verfolgungen
313 Mailaender Vereinbarung


Aspekte der Reformation, am Beispiel Luthers

Luther wurde 1483 in Eisleben geboren, in die Familie eines wohlhabenden Handwerkers, und sollte nach dem Willen seines Vaters alles andere als Theologie studieren. Ein Wetter-erlebnis liess ihn das Studienfach wechseln und in der Orden der Augustiner-Eremiten eintreten. Nach dem Studium in Erfurt wurde er Lehrer an der neuen Universitaet Wittenberg, wo er zum Missfallen einiger Erfurter sehr schnell zum Doktor der heiligen Schrift promoviert wurde.

Seine Auffassung derselben stand zuerst im traditionellen kanonischen Kanon, insbesondere der Demutstheologie, dass wir Gottes Gnade niemals verdienen koennen, auch nicht durch noch so viele gute Werke oder die wahrste Reue (weil nur Gott und niemals der Mensch wahrhaftig und gut sein kann), sondern geschenkt bekommen, dies so deutlich zu erkennen und auszusprechen, brachte ihn in Gegensatz zu den weitverbreitenen Massnahmen der Kirchen, ihren Reichtum durch Ablass zu mehren.

Nach Luthers Meinung werden wir, nicht indem wir gute Werke tun, von Suenden frei, sondern indem unser Glaube voellig auf Gott vertraut. Wer aber an Gott glaubt, wird automatisch auch gute Werke tun.

Bei der Bibelauslegung leugnete er das sogenannte 4-Ebenen Modell, wonach alle Saetze der Bibel eine vierfache Bedeutung haben, er bestand darauf, die Worte seien so aufzufassen, wie sie dastehen, und das fuehrte ihn dazu, sich fuer die original griechischen und hebraeischen Bibeltexte zu interessieren (waehrend sich die offizielle Kirche damals auf die lateinischen Uebersetzungen bezog), und auch Uebersetzungen ins Deutsche ins Auge zu fassen.

Fuer ihn war das Evangelium die hauptsaechliche, wenn nicht einzige Quelle und Zugang zu Christus. Dem Papst wurde, als 'nur' Bischof von Rom, die Unfehlbarkeit abgesprochen. Generelles Problem: selbst das Evangelium ist von Menschen geschrieben, und wir wissen nicht genau, in welchem Masse es wirklich Gottes Intentionen entspricht.

Weitere wichtige Anliegen der Protestanten: Interpretation des Abendmahls; Kritik an der Heiligenverehrung als Nebengoettern; die Predigt wurde in Deutsch gehalten; es gab keine Sonderrolle des Priesters, sondern jeder Glaeubige konnte als Prediger taetig sein; Aufhebung des Zoelibats und anderer katholischer Traditionen, fuer die es in der Bibel keine Grundlage gibt.

Bei der Ausbreitung der Reformation wurde Luther vom saechsisch-thueringischen Kurfuersten und dem hessischen Landgrafen unterstuetzt (die damit unter anderem ihre Unabhaengigkeit vom Kaiser unter Beweis stellen wollten), aber auch die Unbeweglichkeit der katholischen Kirchenfuehrung und die Reformbereitschaft vieler Geistlicher arbeitete ihm in die Haende. Politischer Gegner waren vor allem Kaiser Karl V und Albrecht Bischof von Mainz. Als sie die Wittenberger zum Reichstag nach Augsburg einluden, wagte der Kurfuerst Luther nicht hinzuschicken, da der Reichsbann ueber ihn verhaengt war, sondern nur dessen Schueler, die dort zur Kenntnisnahme des Kaisers das sog. Augsburger Bekenntnis verfassten, das fuer die evangelische Kirche noch heute weitgehend Gueltigkeit hat. Luther blieb derweil in Gotha, der suedlichsten Stadt Kursachsens, und arbeitete sozusagen aus der Ferne an dem Bekenntnis mit.

Die Reformation breitete sich schnell in Deutschland aus, besonders schnell in den Gebieten der spaeteren DDR, aber auch in Schleswig-Holstein und Daenemark (durch Bugenhagen) und es wurden auch (nicht unkritische) Kontakte zu den oberdeutschen Reformatoren (Zuerich, Basel usw) gepflegt. (Besonders Zwinglis Abendmahlsinterpretation als rein symbolische Handlung stiess auf Luthers Widerspruch.)

Schliesslich wurde zur Abwehr der fortgesetzten Anfeindungen von katholischer Seite in Schmalkalden der sog Schmalkaldische Bund gegruendet, ein Militaer- und Glaubensbuendnis, und bei dieser Gelegenheit die sog. Schalkaldischen Artikel verfasst, auch sie ein wesentliches Zeugnis der Reformation.

Alle beschriebenen Ereignisse fanden uebrigens in der ersten Haelfte des 16. Jahrhunderts statt. Eine unerquickliche Folge der Reformation war 100 Jahre spaeter der 30jaehrige Krieg, die fast einem Drittel der deutschen Bevoelkerung das Leben kostete, eine Tatsache, die einem sehr zu denken gibt.

Luther uebrigens hatte trotz aller Neuerungen, die er einfuehrte, zeitlebens ein positives Verhaeltnis zur Obrigkeit, das weltliche Gesetz muesse auf jeden Fall eingehalten werden. Den Glaubenskrieg hat er abgelehnt, hoechstens Selbstverteidigungsmassnahmen fuer zulaessig erklaert.


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